Arbeit und Ziele
Mit den Menschen für die Menschen im Land
In Schleswig-Holstein gibt es insgesamt 1.350 Freiwilligen Feuerwehren und über 430 Jugendfeuerwehren. Sie alle besitzen eine demokratisch organisierte Struktur und stellen den Brandschutz in den Städten und Gemeinden des Landes sicher. Berufsfeuerwehren sorgen dabei nur in den vier größten Städten zusätzlich für Sicherheit und werden auch dort ergänzt von vielen ehrenamtlichen Helfern.
Gremien wie die Mitgliederversammlung und der Vorstand lenken die Geschicke jeder einzelnen Gruppe. Alle Führungskräfte der Feuerwehren werden durch die Mitglieder direkt gewählt. Diese Struktur zu erhalten und weiterzuentwickeln ist eine der Aufgaben, denen sich der Landesfeuerwehrverband (LFV-SH) als Interessenvertreter aller Feuerwehren im Land Schleswig-Holstein stellt.
Der LFV-SH baut mit dem Projekt „Mit den Menschen für die Menschen im Land” ein Team von Konfliktberatern auf, die dezentral in den Kreisen und Städten verteilt sind. Dort werden sie vor Ort frühzeitig Konflikte in den Feuerwehren erkennen und als erste Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Dabei steht ebenfalls im Fokus, mögliche Unterwanderungen, die einer demokratischen Grundordnung entgegen wirken, frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Ziel ist es, ein gutes mitmenschliches Klima in den Gruppen zu erhalten, um so Austritten vorzubeugen und als Gruppe attraktiv zu sein, für Menschen, die bereit sind, sich in Ihrer Freizeit für ihren Nächsten zu engagieren.
In Fortbildungen und Seminaren werden mit Hilfe des Projektes demokratische Teilhabestrukturen vermittelt und den Teilnehmenden gelehrt, Partizipation in den Feuerwehren zu leben. In Kooperation mit der Türkischen Gemeinde Schleswig-Holstein wird darüber hinaus die Thematik „Interkulturelle Kompetenz” geschult und allgemein mit Patenschaften ein interkultureller Austausch gefördert. Der Fokus liegt darauf, die Feuerwehren auf der einen Seite gegenüber anderen Kulturen zu öffnen und auf der anderen Seite das System Freiwillige Feuerwehr bei Menschen mit Migrationshintergrund bekannt und verständlich zu machen.
Wissenschaftlich begleitet stellt sich der LFV-SH mit dem Projekt der Frage, wie offen und tolerant die Feuerwehren im Land sind. Aspekte der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit werden dabei ebenso betrachtet wie das Spannungsfeld, das aufgeworfen wird, wenn in einer zutiefst demokratischen Grundordnung in den Feuerwehren im Einsatzfall hierarchische Strukturen greifen, um die einsatzbedingte Herausforderung zielführend und erfolgreich zu bewältigen. Die sich daraus ergebenden Handlungsempfehlungen gilt es im Anschluss in der Praxis zu etablieren.
Bei der Jugendfeuerwehr und jungen Mitgliedern der Einsatzabteilungen liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf Demokratiebildung und Politikverständnis. Veranstaltungen zur Landtagswahl, mit Bundespolitikern und zur 2018 anstehenden Kommunalwahl vermitteln die Funktionsweise des demokratischen Systems und machen Politik, wie auch Politiker greifbar.
Was wurde bisher erreicht?
An bisher drei Schulungen zu den Themen „Interkulturelle Kompetenz”, „Partizipation” und „Führung” nahmen insgesamt 42 Kameradinnen und Kameraden teil.
Im Landkreis Herzogtum-Lauenburg wurde in Kooperation mit dem dortigen Kreisfeuerwehrverband und lokalen Partnern ein Fachtag „Demokratie” mit 20 Teilnehmern durchgeführt.
Eine Arbeitsgruppe zur Erstellung einer Broschüre „Flucht und Asyl” wurde initiiert. Mit diesem Ratgeber von Feuerwehr für Feuerwehr sollen Unsicherheiten in Bezug auf den Umgang mit Geflüchteten in der Feuerwehr aus dem Weg geräumt und Best Practice Beispiele aufgezeigt werden.
Im Vorfeld der Landtagswahl wurde für überwiegend junge Erstwählerinnen und Erstwähler aus den Reihen der Jugendfeuerwehr und auch aus den Einsatzabteilungen einen Aktionstag im Landeshaus durchgeführt. 50 Personen nahmen an dieser Veranstaltung teil.
Bei der wissenschaftliche Untersuchung von Frau Prof. Dr. Groß zu den Bindekräften in den Freiwilligen Feuerwehr wurden die qualitativen Interviews abgeschlossen.
Die Kooperation mit der Türkischen Gemeinde wurde intensiviert. Gemeinsame Auftritte bei Veranstaltungen zur Öffentlichkeitsarbeit, aber auch bei verbandsinternen Veranstaltungen ergänzen die Kooperation im Hinblick auf Kampagnen und Maßnahmen zum Abbau von „Berührungsängsten“ zwischen Feuerwehr und Migrantenorganisationen.